Jährlich laden Aktiengesellschaften ihre Anteilseigner zu einer Hauptversammlung ein. Auf dieser werden wichtige Entscheidungen getroffen und der Kurs des Unternehmens für das folgende Jahr bestimmt. Viele Kleinaktionäre sind sich aber unsicher, ob sie an dieser Veranstaltung teilnehmen können und dürfen, welche Pflichten und Rechte sie haben und ob für die Kosten entstehen. Die genaue Durchführung einer Hauptversammlung obliegt dem Vorstand eines Unternehmens und ist im deutschen Aktiengesetz ganz klar geregelt.
Was ist eine Hauptversammlung?
Es ist erst einmal egal, wie viele Aktien gehalten werden. Jeder Aktionär hat das Recht, an der Hauptversammlung teilzunehmen. Es besteht aber keine Verpflichtung zur Teilnahme. Wenn Aktionäre nicht anreisen, nehmen sie ihr Stimmrecht nicht wahr. Wie bei politischen Wahlen sind solche Stimmen verloren. Es besteht die Möglichkeit, das Stimmrecht auf eine andere Person oder Institution zu übertragen. Werden die Aktien in einem Depot gehalten, übernimmt die Bank automatisch das Stimmrecht, das sogenannte Depotstimmrecht. In diesem Fall müssen Depotbesitzer ihr Stimmrecht beantragen und dem Depot gegenüber erklären, dass sie das Stimmrecht persönlich ausüben möchten. Auf der Hauptversammlung werden die Tätigkeiten des Unternehmens vorgestellt, die wirtschaftliche Leistung bilanziert, der Vorstand entlastet und der Aufsichtsrat gewählt sowie über wichtige Entscheidungen befunden. Es ist im Interesse der meisten Aktionäre, daran teilzunehmen. Jeder Aktionär hat Stimmrecht, das aber klar geregelt ist. Aktionäre mit einem höheren Aktienanteil haben mehr Stimmgewalt und Einfluss. Das Recht auf Stimmabgabe besitzen Aktionäre schon ab dem Kauf einer einzigen Aktie.
Neben den eigentlichen Aufgaben der Hauptversammlung, ist es für den Kleinaktionär durchaus interessant, an der Veranstaltung teilzunehmen. Er kann sich so ein klares Bild des Vorstandes machen, gleichzeitig die Entscheidungsträger des Unternehmens kennenlernen und sich persönlich von der Arbeit des Vorstandes überzeugen. Vor allem besteht aber für Kleinaktionäre die Möglichkeit, gleichgesinnte Anteilseigner kennenzulernen, sich mit diesen zu verbinden und gemeinsam Anträge einzureichen.
Wie läuft die Hauptversammlung ab?
Der Vorstand lädt alle Aktionäre zu der Hauptversammlung ein. Zwischen Einladung und Versammlung müssen mindestens 30 Tage liegen, um allen Aktionären die Teilnahme zu ermöglichen sowie auch Vertreter der Banken und Depots einzuladen. Auch die Hauptversammlung selber ist gesetzlich geregelt und wurde auch durch ein Urteil des Bundesgerichtshofes geregelt. Sie findet einmal jährlich statt. Vorstand und Aufsichtsrat müssen nach acht Monaten der Beauftragung entlastet werden. Die Hauptversammlung dauert sechs Stunden und kann nach Antrag auf zehn Stunden erweitert werden.
Fallen Kosten an?
Die Teilnahme an der Hauptversammlung ist zwar kostenfrei, aber es besteht kein Anspruch auf Übernahme der Reisekosten. Normalerweise gibt es Getränke und auch ein Essen. Einige Unternehmen übernehmen auch die Kosten der Anreise. Diese Angebote sind aber keineswegs verpflichtet. Viele Unternehmen verzichten auch bewusst auf solche Angebote, um keinen Versammlungstourismus Aktionäre müssen sich überlegen, in wie fern eine Teilnahme rentabel ist. Möglicherweise ist die Anfahrt zur Versammlung erheblich kostenintensiver als der Übertrag des Stimmrechts an eine andere Person oder an eine Bank (dies ist kostenfrei).
Was, wenn ich an der Hauptversammlung nicht teilnehmen möchte oder kann?
Wenn Sie einen kleinen Aktienanteil an einem oder mehreren Unternehmen besitzen, überlegen Sie sich, ob es sich für Sie lohnt, die Hauptversammlung zu besuchen. Dort werden wichtige Entscheidungen getroffen, die auch Ihr Kapital betreffen und zukünftige Dividenden beeinflussen. Sie sind nicht verpflichtet, der Einladung Folge zu leisten. Sollten Sie sich dagegen entscheiden, übertragen Sie Ihre Stimme doch einem anderen Teilnehmer, einem anderen Aktienhalter oder einer Bank.